Originaltitel: Ach! Gott will ins Gerichte gehen / ‚àö.¢ 11. / 2 Hautb. / 2 Violin. / Viola. / Bassono / Canto / Alto /Tenore / Basso / Con / Continuo. / Domin. 22 p. Trin. / a. / 1709. Abschnitt im Kirchenjahr: Trinitatis Sonntag im Kirchenjahr: 22. Sonntag nach Trinitatis Entstehungszeit: 1709 Uraufführung (aus GWV-Nummern ermittelt): 27.10.1709 Vokal: Sopran, Alt, Tenor, Bass Solostimmen: 2 Instrumente: ob (2), fg, str, bc Satzbeschreibung: 1.dictum (B,str,bc) - a - C+3 (adagio) 2.acc+rec (B,str,bc) 3.aria (S,ob(2),fg,str,bc) - d - 3/8 4.rec (S,bc) 5.aria (S,str,bc) - C - 3/8 6.rec (B,bc) 7.choral (SATB,vl unis,vla,bc) - a - C
Melodie zum 7. Satz aus dem Choralbuch von 1728: Warum betrübst du dich, mein Herz (Seite 134) Strophentext: Ich dank dir Christe, Gottes Sohn
Dichter: E. Neumeister Partitur: 17 Seiten; S (2x), A (2x), T (2x), B (2x): 2, 1, 1, 1, 1, 1, 2, 1 - vl 1 and ob 1 (2x), vl 2 and ob 2 (2x), vla, vlc, vlne, bc: 2, 2, 1, 1, 1, 1, 1, 2 - basson: 1f. Kommentar: fg with bc, but for mov3 /fh
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Text der Kantate:
Arie
Ach! Gott will ins Gerichte gehen;
wie will ich doch, ich böser Knecht,
vor seinem Richterstuhl bestehen?
Für ihm ist ja kein Mensch gerecht,
und ich zumal, der so viel Missetat
und tausendfache Schuld auf sich geladen hat.
Accompagnato-Rezitativ / Secco-Rezitativ
Was soll ich Armer sagen?
Mein Sagen ist Verzagen!
Will ich die Rechnung überschlagen,
wie viel mein Leib und Seele schuldig ist,
so überfällt mich Angst und Grauen,
da mein Gewissen nur die zehen Punkte liest,
nach welchen ich auf Pflicht gesessen,
und aber sie so ungerecht vergessen.
Ach, wie viel fehlet so
an Furcht und an Vertrauen,
was Gott allein gehört.
Das hab ich anderswo
ihm zur Verklein’rung angewendet.
Wo ist das Lob, wo ist der Dank,
womit man seinen Nahmen ehrt?
Ach! den hab ich gemissbraucht und geschändet.
Wie sehr viel Posten steh’n im Reste,
da ich die Feiertag’ und Feste
mit Herzenslust und Freude nicht begangen?
Mein Gottesdienst war nur ein äußerlicher Schein,
und dem ich oft aus Zwang
und nicht aus Willigkeit des Geistes nachgehangen.
Will ich den Nächsten fragen?
Was werden da vor Summen sein
an Liebe, Treu und Gütigkeit,
die ich nicht abgetragen?
Ach! auf zehntausend Pfund beläuft sich meine Schuld.
Wär’ auch die weite Welt noch zehen mal so weit,
so wäre sie bei meiner Sünden Menge
mir dennoch viel zu enge.
Wie rett’ ich mich? Wo steht ein Mittel offen?
Soll ich noch Gnad’ und Huld
bei Gott, dem strengen Richter, hoffen?
Das Fazit folget selbst von sich,
das heißt: Die Schuld verdammet mich.
Arie
Ach, gehe doch mit mir nicht ins Gerichte,
verwirf mich nicht von deinem Angesichte.
Die Zahlung ist bei mir nicht im Vermögen,
drum will ich mich bloß auf das Bitten legen.
Ich bitte, Gott, ach großer Gott: Verschone
und richte mich nicht nach Verdienst und Lohne.
Secco-Rezitativ
Ich falle vor dir nieder
in tiefster Demut, Reu’ und Leid.
Mein blöder Mut erholet sich auch wieder.
An Gnad’ und an Barmherzigkeit
bist du ja überschwänglich reich,
und ist dir niemand drinnen gleich.
Das will ich mir zum Troste fassen
und auch die Schuld dem Nächsten gern erlassen,
womit er mir verhaftet ist.
Gott Lob und Dank! Mein Herze sagt mir’s schon,
dass dein geliebter Sohn,
mein Heiland Jesus Christ,
der Mittler und Bezahler ist.
Da ist sein teures Blut,
das darf nur einen Strich
durch meine Rechnung machen,
so sind die bösen Schulden gut.
Dein Wort nehm’ ich
zur sichern Quittung an
und so ist alles abgetan.
Arie
So geh ich mit Freuden vor Gottes Gerichte,
wenn mich der Tod dahin zitiert.
Was will mich verdammen?
Die Schulden hat alle zusammen
mein Jesus völlig abgeführt.
Secco-Rezitativ
Nun aber nehm’ ich mir
ein’ andre Rechnung für:
Ich rechne, wenn mein letzter Tag
zum Lebensende kommen mag.
Jedoch er ist gewiss und ungewiss.
Er naht gewiss herbei
doch wenn, kann ich nicht wissen.
Drum denk ich, als ob dies
bereits mein letzter sei,
und will den Tod von Herzen willig küssen.
Arie
Ich dank dir Christe, Gottes Sohn,
dass du mich solch’s hast erkennen lan.
Durch dein göttliches Wort
verleih’ mir auch Beständigkeit
zu meiner Seelen Seeligkeit.
Lob, Ehr’ und Preis sei dir gesagt
für alle dein’ erzeigt’ Wohltat
und bitt’ demütiglich:
Lass mich nicht von dei’m Angesicht
verstoßen werden ewiglich.