Originaltitel: without Title Abschnitt im Kirchenjahr: weltlich Sonntag im Kirchenjahr: Gelegenheitswerke Entstehungszeit: 1716 Vokal: Sopran, Alt, Tenor, Bass Solostimmen: 2 Instrumente: fl (2), Dessus de Viole, Viola da Gamba, str, bc Satzbeschreibung: 1.sinfonia (fl,vla da gamba,str,bc) - G - C 2.aria (S,dessus de viole,str,bc) - G - 6/8 3.rec (S,bc) 4.arioso (S,fl,vl/dessus de viole unis,str,bc) - D - 6/8 5.rec(S,bc) 6.rec (B,bc) 7.arioso (S,dessus de viole,str,bc) - G - 6/8 8.rec (BATS,bc) 9.aria (B,fl(2),vl unis,vla,bc) - D - 3/8 10.rec (BSAT,bc) 11.aria (S,dessus de violevl,bc) - A - 3(/8) 12.rec (B,S,bc) 13.aria (B,fl/vl/dessus de viole unis,str,bc) - F - C 14.rec (SATB,bc) 15.coro (SATB,fl,dessus de viole,str,bc) - G - C Dichter: ? Partitur: 12 Seiten; 13 parts - S, A, T, B, dessus de viole, vl 1, 2, vla, vla da gamba, vlne, bc, fl 1, 2 - 3, 1, 1, 2, 2, 3, 3, 2, 1, 4, 2, 3, 1f.
Autograph manuscript; 34 x 21 cm
1 score: 15f., Autograph manuscript Kommentar: Kuraufenthalt des Landgrafen Ernst Ludwig in Ems
Ich möchte einen Fehler oder eine Verbesserung zu dieser Kantate melden:
Text der Kantate:
Sinfonia
Arie
Stille, stille, denn mein liebster Fürst schläft noch.
Secco-Rezitativ
Gemach, und lasset nur den stillen Geist
der süßen Harmonien
in seine Seele ziehen.
Streicht nicht zu hitzig drauf,
sonst weckt ihr ihn zu zeitlich auf.
Er liegt in seiner besten Ruh’
und schließt annoch
die teuren Augen zu.
Arie
Lass den Ton von eurem Singen
noch
gemach und schwach erklingen,
denn sein Geist
vernimmt es doch.
Secco-Rezitativ
Sein hohes Fürstenbild
ist noch im tiefsten Schlaf verhüllt,
drum fangt behutsam an,
doch so, dass sein erlauchter Geist
die holden Lieblichkeiten
der angenehmen Saiten
auch träumend hören kann.
Arie
Stille, stille, denn mein liebster Fürst schläft noch.
Secco-Rezitativ (Fürst abwechselnd mit Musikanten
Wer unterstehet sich,
Uns bei so früher Zeit
im Schlafe zu verstören?
Stille, stille!
Und was muss ich
vor einen süßen Klang
und angenehmen Lustgesang
in diesem Zimmer hören?
Ach, zürne nicht,
dass wir uns solcher Freiheit unterwunden
und hier in diesem Zimmer eingefunden.
Allein!
Wird denn die Freiheit gleich
bei euch damit entschuldigt sein?
Das untertänigst treue Hessen
kann seines Fürsten nicht vergessen.
Drum folgt es ihm auf allen Schritten nach,
und zieht dies’r kleine Musen-Chor
anitzo vor sein Schlafgemach,
damit Er eine Lust bei seiner Kur genieße,
und sich dadurch die lange Zeit versüße.
Deswegen haben wir bei diesen frühen Stunden,
da Nacht und Finsternus verschwunden,
dies’ Morgen-Opfer angestellt.
Wo der Natur dergleichen Zeitvertreib gefällt,
kann man der Kur vortrefflich wohl zustattenkommen.
Deswegen haben wir uns auch
nach unserm alten Brauch
dergleichen Freiheit unternommen.
Wohl, so stör’ ich euch denn nicht
in eurer treuen Liebespflicht.
Arie
Auf, auf demnach
und erfüllt sein Schlafgemach.
Brecht mit Violinen ein,
spielt mit stillen Flöten drein,
lasst die Stimmen und die Saiten
lieblich miteinander streiten.
Secco-Rezitativ
Er ist zudem bereits erwacht,
und höret eure Lieder an.
Ich bin erfreut,
wofern sich dieser Ton gefällig machen kann
Die Lieb’ und Untertänigkeit hat uns hieher gebracht,
drum wünschen wir,
dass dir,
du großer Fürst der Hessen,
dies’ Opfer unsrer Treu’
in Gnaden wohl gefällig sei.
Selbst Æsculapius tut schlechte Wunder,
wo dieser Seelenzunder
nicht stets den munter’n Geist
mit neuer Freudigkeit entzündet,
und man bei seiner Kur dergleichen Zucker findet,
der uns das Leben süß und lieblich macht.
Weil nun Musik und Poesie
ein rechter Lebenszucker heißt,
so wollen sie vor dieses Mal
ein Bündnis schließen
und dir, wie schon gedacht,
die lange Zeit bei deiner Kur versüßen.
So stimmt denn etwas an,
das Ihm gefallen kann.
Arie
Spielt was Angenehmes auf,
ihr beliebten Harmonien,
und erfüllet dies Gemach
nach und nach
mit vergnügten Melodien.
Secco-Rezitativ
So recht!
So muss man sich herzinniglich
bei seiner Kur erquicken.
Wo bei der Kur
betrübte Schmerzen drücken,
kann man nicht recht vergnügt,
nicht recht zufrieden sein.
Du redest recht,
denn wo das Herz
in Ach und Schmerz
gefesselt liegt
und uns verborg’ne Qual und Pein
die Lebensgeister schwächt,
kann man sich seiner Kur
nicht recht erfreuen.
Doch wo die süßen Schmeicheleien
der edelsten Musik an unsre Seelen geh’n,
kann kein Verdruss,
kein unvergnügter Sinn besteh’n.
Du hast es wohl getroffen,
und eben dies’ lässt uns viel Gutes hoffen.
Arie
Ein vergnügter Herzenston
kann bis an die Seele dringen,
und der Stimmen Zauberei
nebst der Saiten Schmeichelei
auch die Götter selbst bezwingen.
Secco-Rezitativ
Gott lasse meinem großen Fürsten
die Badekur gesegnet sein.
Der Himmel finde sich
mit höchst erwünschter Wirkung ein
und lass’ ihn noch unzählig Jahre blühen.
So will ich mich denn ebenfalls bemühen,
damit der Phoenix seiner Kraft
beständig neue Kräfte finde,
und sich der süße Lebenssaft
mit frischem Heil und Wohl verbinde.
Gott gebe, dass der Wunsch gelinge,
und er sich Adlern gleich verjünge,
wenn er aus diesen Bädern zieht.
Der Himmel pflegt sein hohes Ebenbild,
das man an großen Fürsten sieht,
mit Macht und Nachdruck zu beschützen.
Drum wollen wir uns nur
auf diesen Anker stützen.
Der Gott, der Hessens Sonnenlicht
mit heißer Lebenskraft erfüllt,
wird sich auch hier auf seine Seite lenken
und uns ein frohes Amen schenken.
Ich hoffe, diese Kur
soll euren Wunsch zufrieden stellen.
Gott setze nur noch diese neue Huld
der alten Gnade bei,
dass auch der Rückweg glücklich sei.
Chor
So bleibe Gott ferner,
du Vater des Landes, dein Gott,
dein Gott und dein Führer,
dein Schutz und dein Schild.
Dein Sonnenlicht müsse noch lange Zeit stehen,
und sucht es in Purpur zur Rüste zu gehen,
sei restlich das Alter des Nestors erfüllt.