Christoph-Graupner-Gesellschaft

 

 

Details zur Kantate GWV 1069

Stille, mein liebster Fürst schläft noch



Originaltitel:
without Title
Abschnitt im Kirchenjahr: weltlich
Sonntag im Kirchenjahr: Gelegenheitswerke
Entstehungszeit: 1716
Vokal: Sopran, Alt, Tenor, Bass
Solostimmen: 2
Instrumente: fl (2), Dessus de Viole, Viola da Gamba, str, bc
Satzbeschreibung:
     1.sinfonia (fl,vla da gamba,str,bc) - G - C
     2.aria (S,dessus de viole,str,bc) - G - 6/8
     3.rec (S,bc)
     4.arioso (S,fl,vl/dessus de viole unis,str,bc) - D - 6/8
     5.rec(S,bc)
     6.rec (B,bc)
     7.arioso (S,dessus de viole,str,bc) - G - 6/8
     8.rec (BATS,bc)
     9.aria (B,fl(2),vl unis,vla,bc) - D - 3/8
     10.rec (BSAT,bc)
     11.aria (S,dessus de violevl,bc) - A - 3(/8)
     12.rec (B,S,bc)
     13.aria (B,fl/vl/dessus de viole unis,str,bc) - F - C
     14.rec (SATB,bc)
     15.coro (SATB,fl,dessus de viole,str,bc) - G - C
Dichter: ?
Partitur: 12 Seiten;
13 parts - S, A, T, B, dessus de viole, vl 1, 2, vla, vla da gamba, vlne, bc, fl 1, 2 - 3, 1, 1, 2, 2, 3, 3, 2, 1, 4, 2, 3, 1f. Autograph manuscript; 34 x 21 cm 1 score: 15f., Autograph manuscript
Kommentar: Kuraufenthalt des Landgrafen Ernst Ludwig in Ems



Originalquellen (ULB Darmstadt):Mus Ms-416-01
RISM ID:   450005693
Autograph im Bestand der ULB:   
Einzelheiten zum Kantatentext:   
Aufgeführt als Werk in Konzerten:    
Eingespielt auf CD, LP, usw.:---



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    Text der Kantate:
  1. Sinfonia
     
  2. Arie
    Stille, stille, denn mein liebster Fürst schläft noch.
  3. Secco-Rezitativ
    Gemach, und lasset nur den stillen Geist
    der süßen Harmonien
    in seine Seele ziehen.
    Streicht nicht zu hitzig drauf,
    sonst weckt ihr ihn zu zeitlich auf.
    Er liegt in seiner besten Ruh’
    und schließt annoch
    die teuren Augen zu.
  4. Arie
    Lass den Ton von eurem Singen
    noch
    gemach und schwach erklingen,
    denn sein Geist
    vernimmt es doch.
  5. Secco-Rezitativ
    Sein hohes Fürstenbild
    ist noch im tiefsten Schlaf verhüllt,
    drum fangt behutsam an,
    doch so, dass sein erlauchter Geist
    die holden Lieblichkeiten
    der angenehmen Saiten
    auch träumend hören kann.
  6. Arie
    Stille, stille, denn mein liebster Fürst schläft noch.
  7. Secco-Rezitativ (Fürst abwechselnd mit Musikanten
    Wer unterstehet sich,
    Uns bei so früher Zeit
    im Schlafe zu verstören?
    Stille, stille!
    Und was muss ich
    vor einen süßen Klang
    und angenehmen Lustgesang
    in diesem Zimmer hören?
    Ach, zürne nicht,
    dass wir uns solcher Freiheit unterwunden
    und hier in diesem Zimmer eingefunden.
    Allein!
    Wird denn die Freiheit gleich
    bei euch damit entschuldigt sein?
    Das untertänigst treue Hessen
    kann seines Fürsten nicht vergessen.
    Drum folgt es ihm auf allen Schritten nach,
    und zieht dies’r kleine Musen-Chor
    anitzo51 vor sein Schlafgemach,
    damit Er eine Lust bei seiner Kur genieße,
    und sich dadurch die lange Zeit versüße.
    Deswegen haben wir bei diesen frühen Stunden,
    da Nacht und Finsternus verschwunden,
    dies’ Morgen-Opfer angestellt.
    Wo der Natur dergleichen Zeitvertreib gefällt,
    kann man der Kur vortrefflich wohl zustattenkommen.
    Deswegen haben wir uns auch
    nach unserm alten Brauch
    dergleichen Freiheit unternommen.
    Wohl, so stör’ ich euch denn nicht
    in eurer treuen Liebespflicht.
  8. Arie
    Auf, auf demnach
    und erfüllt sein Schlafgemach.
    Brecht mit Violinen ein,
    spielt mit stillen Flöten drein,
    lasst die Stimmen und die Saiten
    lieblich miteinander streiten.
  9. Secco-Rezitativ
    Er ist zudem bereits erwacht,
    und höret eure Lieder an.
    Ich bin erfreut,
    wofern sich dieser Ton gefällig machen kann
    Die Lieb’ und Untertänigkeit hat uns hieher gebracht,
    drum wünschen wir,
    dass dir,
    du großer Fürst der Hessen,
    dies’ Opfer unsrer Treu’
    in Gnaden wohl gefällig sei.
    Selbst Æsculapius tut schlechte Wunder,
    wo dieser Seelenzunder
    nicht stets den munter’n Geist
    mit neuer Freudigkeit entzündet,
    und man bei seiner Kur dergleichen Zucker findet,
    der uns das Leben süß und lieblich macht.
    Weil nun Musik und Poesie
    ein rechter Lebenszucker heißt,
    so wollen sie vor dieses Mal
    ein Bündnis schließen
    und dir, wie schon gedacht,
    die lange Zeit bei deiner Kur versüßen.
    So stimmt denn etwas an,
    das Ihm gefallen kann.
  10. Arie
    Spielt was Angenehmes auf,
    ihr beliebten Harmonien,
    und erfüllet dies Gemach
    nach und nach
    mit vergnügten Melodien.
  11. Secco-Rezitativ
    So recht!
    So muss man sich herzinniglich
    bei seiner Kur erquicken.
    Wo bei der Kur
    betrübte Schmerzen drücken,
    kann man nicht recht vergnügt,
    nicht recht zufrieden sein.
    Du redest recht,
    denn wo das Herz
    in Ach und Schmerz
    gefesselt liegt
    und uns verborg’ne Qual und Pein
    die Lebensgeister schwächt,
    kann man sich seiner Kur
    nicht recht erfreuen.
    Doch wo die süßen Schmeicheleien
    der edelsten Musik an unsre Seelen geh’n,
    kann kein Verdruss,
    kein unvergnügter Sinn besteh’n.
    Du hast es wohl getroffen,
    und eben dies’ lässt uns viel Gutes hoffen.
  12. Arie
    Ein vergnügter Herzenston
    kann bis an die Seele dringen,
    und der Stimmen Zauberei
    nebst der Saiten Schmeichelei
    auch die Götter selbst bezwingen.
  13. Secco-Rezitativ
    Gott lasse meinem großen Fürsten
    die Badekur gesegnet sein.
    Der Himmel finde sich
    mit höchst erwünschter Wirkung ein
    und lass’ ihn noch unzählig Jahre blühen.
    So will ich mich denn ebenfalls bemühen,
    damit der Phoenix seiner Kraft
    beständig neue Kräfte finde,
    und sich der süße Lebenssaft
    mit frischem Heil und Wohl verbinde.
    Gott gebe, dass der Wunsch gelinge,
    und er sich Adlern gleich verjünge,
    wenn er aus diesen Bädern zieht.
    Der Himmel pflegt sein hohes Ebenbild,
    das man an großen Fürsten sieht,
    mit Macht und Nachdruck zu beschützen.
    Drum wollen wir uns nur
    auf diesen Anker stützen.
    Der Gott, der Hessens Sonnenlicht
    mit heißer Lebenskraft erfüllt,
    wird sich auch hier auf seine Seite lenken
    und uns ein frohes Amen schenken.
    Ich hoffe, diese Kur
    soll euren Wunsch zufrieden stellen.
    Gott setze nur noch diese neue Huld
    der alten Gnade bei,
    dass auch der Rückweg glücklich sei.
  14. Chor
    So bleibe Gott ferner,
    du Vater des Landes, dein Gott,
    dein Gott und dein Führer,
    dein Schutz und dein Schild.
    Dein Sonnenlicht müsse noch lange Zeit stehen,
    und sucht es in Purpur zur Rüste zu gehen,
    sei restlich das Alter des Nestors erfüllt.