Originaltitel: Mag auch ein Blinder einem / Blinden den Weg / a / 2 Violin / Viola / Canto / Alto / Tenore / Basso / e / Continuo. / Dn. 4. p. Tr. / 1743. Abschnitt im Kirchenjahr: Trinitatis Sonntag im Kirchenjahr: 4. Sonntag nach Trinitatis Entstehungszeit: 1743 Uraufführung (aus GWV-Nummern ermittelt): 07.07.1743 Vokal: Sopran, Alt, Tenor, Bass Solostimmen: 2 Instrumente: , str, bc Satzbeschreibung: 1.coro (SATB,str,bc) - G - 3 2.rec (S,bc) 3.aria (S,str,bc) - F - C 4.rec (B,bc) 5.aria (B,str,bc) - e - C 6.choral (SATB,str,bc) - G - 3
Melodie zum 6. Satz aus dem Choralbuch von 1728: In dich hab ich gehoffet, Herr (Andere Melodie in CB 1728) (Seite 79) Strophentext: Stell dich dem Lauf der Welt nicht gleich
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Text der Kantate:
Dictum
Mag auch ein Blinder einem Blinden den
Weg zeigen? Werden sie nicht alle beide in
die Grube fallen?
Secco-Rezitativ
Es gibt, ach, viele Leiter,
die gleichwohl blind
und ohne Licht
aus Gott und Jesu sind.
Doch meinen sie, sie sähen weiter,
als jemand sehen kann.
Sie zeigen dem und jenem Splitter an
und merken ihre Balken nicht.
Sie tadeln da und dort die Schwachen,
sie ziehen jeden ins Gericht.
Sie wollen Jesu-Jünger machen,
den sie als Meister nie geehrt;
sie sind auch nicht von Ihm gelehrt.
Wie wird der Feind nicht solcher Menschen lachen.
Arie
Blinder Heuchler, lass dein Tadeln,
fange von dir selber an.
Wer an andern Fehler siehet
und dergleichen selbst nicht fliehet,
sag, ob der was taugen kann!
Secco-Rezitativ
Die Tadelsucht hat, ach,
die Welt an allen Orten eingenommen,
sie ist auf’s Äußerste gekommen.
Man hält Sein Wort
und Seine Werke
für nichts, für Unvollkommenheit.
Man glaubt, die Kunst im Spott
sei Witz und Geistesstärke.
Verkehrte Welt! Betrübte Zeit!
Man tadelt, was man selbsten treibt.
Ein Geizhals schilt auf einen Kargen,
man hasst und will’s doch dem verargen,
der unversöhnlich bleibt.
Ein Sünder will für andern gleißen.
Was ihm an Feinden nicht gefällt,
das soll, wenn er’s tut, Tugend heißen.v
So tadelhaft ist, ach!
die tadelsücht’ge Welt.
Arie
Arge Herzen!
Ach, mit Gott lässt sich nicht scherzen!
Richtet euch, lasst andre geh’n.
Wollt ihr Gott und andre richten,
wollt ihr sie und Ihn vernichten,
haltet ein!
Gott wird euer Richter sein.
Wie wollt ihr vor dem besteh’n?
Choralstrophe
Stell’ dich dem Lauf der Welt nicht gleich,
dein Jesus hat ein ander’ Reich,
darin wird hochgeachtet
ein Herz das rein
von Heuchelschein.
Wohl dem, der darnach trachtet.