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Text der Kantate:
Dictum
Es ist ein einiger Gesetzgeber, der kann
selig machen und verdammen. Wer bist du,
dass du einen andern richtest?
Rezitativ
Ihr armen Menschenkinder,
greift eurem Gott doch nicht ins Amt,
dass ihr die schwachen Sünder
verwegen richtet und verdammt.
Gott hat allein das Richter-Recht!
Was willst du, Sündenknecht,
den andern Knecht verdammen?
Ach, nicht!
Wer andern frech das Urteil spricht,
der stürzt sich selbst in Höllenflammen.
Arie
Lernt, ihr Armen,
lernt vom Vater das Erbarmen,
dieses ist euch unverwehrt.
Schont in Liebe eurer Brüder,
denkt, sie seien schwache Glieder.
Nehmt euch ihrer herzlich an,
gebt, vergebet jedermann.
Das ist’s, was euch Jesus lehrt.
Rezitativ
Die Menschen sprechen zwar von Liebe,
doch niemand ist, der in der Tat
das, was die Liebe fordert, übe.
Wer Balken in den Augen hat,
der kann an andern Splitter sehen.
Er tut, was er an andern schilt:
Sein Richten gilt.
Wenn’s andre tun,
so nennt er’s schmähen.
Er gibt kein bisschen Brot,
wer ihm nichts gibt,
der muss sich schelten lassen.
Er hasst bis in den Tod
und klagt doch, wenn ihn andre hassen.
Du Heuchler! Soll das Liebe sein,
davon du sprichst? Gewisslich nein!
Arie
Heuchler, scheue Gottes Rache,
ihre Strenge schonet nicht.
Denkst du hier
deinem Nächsten neben dir,
Nichts als Fehler anzudichten,
o! wie streng wird Gott dich richten,
wenn Er dir das Urteil spricht.
Rezitativ
Ach, wandelt in der Liebe,
ihr, die ihr euch doch Christen nennt.
Sie richtet niemand nach der Strenge,
sie deckt vielmehr der Sünden Menge.
An solcher Frucht
wird ein rechtschaffen Herz erkennt.
Choralstrophe
Die Lieb’ nicht aufgeblasen ist,
die Lieb’ beschimpfet keinen.
Sie sucht nicht ihren Nutz mit List,
sie ratet dem Gemeinen.
Entrüst’t sich nicht, ob man viel sagt
vom Nächsten, über den man klagt.
Sie kehret all’s zum besten.